Schallemission der Windkraft erhöht Gesundheitsrisiko

| Welt

Kürzlich kam heraus, dass eine Regierungsbehörde den Schalldruck von Windrädern zu hoch berechnet hat. Einige sahen darin einen Beleg für deren gesundheitliche Unbedenklichkeit. Das Gegenteil sei der Fall, warnen Mediziner nun.

Nach einer fehlerhaften Berechnung des Schalldrucks von Windkraftanlagen durch das Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) warnen Mediziner vor höheren Gesundheitsgefahren. „Offenbar ist Windkraft schon bei niedrigeren Schalldrucken gefährlicher als bisher angenommen“, sagte Christian-Friedrich Vahl, langjähriger Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Universität Mainz, gegenüber WELT AM SONNTAG.

Das BGR hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, die Schallemissionen von Windrädern nach einer Datenerhebung im Jahre 2004 zu hoch angegeben zu haben. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich für den Fehler im Zuständigkeitsbereich seines Ministeriums entschuldigt.

Lobbyvertreter forderten als Konsequenz von der Bundesregierung, den Mindestabstand zwischen Windrädern und Wohnbebauung zu verringern. Zahlreiche Energiepolitiker, darunter die frühere Grünen-Chefin und Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, Simone Peter, sahen in der Fehlberechnung einen Beleg für die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Windkraftanlagen.

Das Gegenteil sei jedoch der Fall, sagte Vahl, der als Leiter der Arbeitsgruppe Infraschall der Universitätsmedizin Mainz seit Jahren die Wirkung von Infraschall auf Zellgewebe und Organe erforscht. „Nach der BGR-Korrektur werden die Beschwerden der Betroffenen nicht mehr im Bereich von größer 90 Dezibel geäußert, sondern bereits im Bereich zwischen 60 und 70 Dezibel.“

Weil Windkraftanlagen heute zudem sehr viel größer sind als im Untersuchungszeitraum 2004, sei es umso dringlicher, die gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall eingehend zu untersuchen, sagte Vahl. Die modernen, größeren Anlagen „emittieren einen erheblich höheren Schalldruck, außerdem verschiebt sich die Emission zu niedrigeren Frequenzen, die sehr wahrscheinlich ein höheres Gesundheitsrisiko bewirken“.

„Die Korrektur der BGR ändert nicht die grundsätzlichen Stresswirkungen von Infraschall, die auf verschiedenen Ebenen des Organismus gefunden wurden“, sagte Vahl. Der Mediziner nannte beispielhaft „Wirkungen bei Membranstrukturen und der zellulären Kommunikation, im Gleichgewichtssystem und bei Aktivierung distinkter Gehirnbereiche im Unterbewusstsein.“

Quelle: Welt

Zurück