Rede-Duell der Landratskandidaten: Viel Wind um Klima und Kliniken

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Das Interesse an der Kommunalpolitik im Landkreis Tirschenreuth ist groß: Über 500 Besucher verfolgen die einzige gemeinsame Podiumsdiskussion der vier Landratskandidaten. Windräder, Süd-Ost-Link und Kliniken AG sorgen für Gesprächsstoff.

Alle Altersschichten sind am Dienstagabend in der Kemnather Mehrzweckhalle vertreten. Natürlich mischen sich auch zahlreiche Politiker unter die Zuhörer, um mitzuverfolgen, wie sich Roland Grillmeier (CSU), Anna Toman (Bündnis 90/Die Grünen), Ely Eibisch (Freie Wähler) und Thomas Döhler (SPD) schlagen. Die Vier bewerben sich um die Nachfolge von Landrat Wolfgang Lippert. Der ist auch unter den Gästen und nimmt nicht wie gewohnt ganz vorne, sondern in der Mitte des Saals Platz.

Der Kreisjugendring als Organisator der Podiumsdiskussion stellt mit Vorsitzendem Jürgen Preisinger und seinem Stellvertreter Andreas Malzer auch die Moderatoren. Aufgeteilt nach Themenblöcken befragen die beiden das Quartett in abwechselnder Reihenfolge. Während der fast drei Stunden bleibt das Publikum sehr konzentriert. Immer wieder gibt es Applaus für die Kandidaten.

Schon bei den ersten Fragen zum Klima- und Umweltschutz wird klar, die Meinungen der Vier sind nicht immer gleich. „Klimaschutz ist ein globales Problem. Es beginnt aber schon im Kleinen“, steigt Preisinger ein. Aber was könne der Landkreis dafür tun? „Nennen Sie ein konkretes Beispiel.“

Grillmeier hat mehrere Lösungen parat. Er könne sich einen Klimamanager vorstellen oder, dass im Landkreis eigener Strom produziert wird. Eibisch setzt auf die erneuerbaren Energien, die Bürger auch bei sich zu Hause einsetzen können. „Es geht nicht darum, über die Köpfe der Bürger hinweg zu entscheiden.“ Der Freie Wähler schlägt Runde Tische vor, um gemeinsam das Thema anzugehen.

„Auf jedes Dach sollen PV-Anlagen“, betont Döhler. Windräder oder ein flächendeckender ÖPNV seien für ihn unabdingbar. Toman betont, dass sie den Landkreis zu einem Vorreiter in Sachen Klimaschutz machen möchte. „Wir müssen die Windenergie in Schwung bringen. Auf jedes Dach und auf Freiflächen müssen Photovoltaik-Anlagen.“

Roland Grillmeier (CSU) und Ely Eibisch (FW) sprachen sich gegen Windräder im Hessenreuther Wald aus. Das sahen Anna Toman (Bündnis 90/Die Grünen) und Thomas Döhler (SPD) ganz anders. Sie könnten sich an diesem Standort sehr wohl Windräder vorstellen.

Frage zu Süd-Ost-Link

Im Vorfeld der Veranstaltung hatten Bürger die Möglichkeit, Fragen einzuschicken. Ein Bürger aus Mitterteich will wissen, was der Landkreis tun kann, um die aktuellen Planungen zum Süd-Ost-Link zu verhindern.

„Solang wir die erneuerbaren Energien in Bayern verhindern, brauchen wir den Süd-Ost-Link. Wenn man das verhindern will, muss der Bundestag das Gesetz ändern“, stellt Döhler fest. Toman erklärt: „Solange die 10-H-Regelung existiert, müssen wir den Strom woanders herbekommen.“ Der einzige Ausweg für sie: „Wir müssen vor Ort in die Puschen kommen oder wir leben mit einer anderen Netzstruktur.“ Grillmeier hingegen fordert eine Prüfung, ob die A 93 beim Süd-Ost-Link eingesetzt werden kann. „Wenn das nicht geprüft wird, werden wir als Städte und Gemeinden klagen.“ Eibisch sieht in der Gleichstromtrasse "einen erheblichen Eingriff in die Entwicklungsmöglichkeiten des Landkreises“. Er habe jedoch bei dem gemeinsamen Termin am Montag mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und der Bundesnetzagentur eingesehen, dass sich die Autobahn in das Projekt nicht einbinden lasse. Der Kaibitzer findet es schade, dass erneuerbare Energien beim Beschluss des Süd-Ost-Links nicht einbezogen wurden. „Klagen kann man nur, wenn man betroffen ist. Der Landkreis ist nicht betroffen, aber sehr wohl die Gemeinden.“

Pro und Contra Windkraft

Eine weitere eingeschickte Frage verliest Moderator Andreas Malzer zur Windkraft. „Es macht doch keinen Sinn, die Natur als Kapital der Region zu zerstören. Haben Sie sich über die Risiken von Windkraft informiert?“

Eibisch stimmt zu: „Unsere Natur ist unser Kapital. Wir können nicht unseren ganzen Landkreis mit Windkraft zupflastern.“ Jedoch brauche der Landkreis erneuerbare Energien. Während seiner Wahlkampftour habe er gemerkt: „Die Akzeptanz von Windrädern ist etwa 50:50.“ Grillmeier verspürt keine Akzeptanz gegenüber Windrädern. Und er ergänzt: „Ich bin gegen Windräder im Hessenreuther Wald. Unserer Kulturlandschaft verträgt das nicht.“ Dem widerspricht Toman: „Ich habe schon das Gefühl, dass die Menschen in der Region der Windkraft mehr zustimmen.“ Sie schlägt Kooperationen mit tschechischen Gemeinden vor. „Das Geld soll aber vor Ort bleiben. Ich will keinen Investor.“

Quelle: ONetz

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