Energiewende – eine Herausforderung für alle

| Onetz

Eine Bürgerinformationsveranstaltung in ganz neuer Form. Der Erbendorfer „Bürgerdialog Stromnetz in der Oberpfalz“ lud zur ersten Online-Bürgerinformationsveranstaltung ein. Rund 30 Interessierte nahmen online daran teil.

Der „Bürgerdialog Stromnetz in der Oberpfalz“ lud mit der Stadt Erbendorf zu einer virtuellen Bürgerinformationsveranstaltung ein. Gastgeber Andreas Schelter, regionaler Ansprechpartner des Bürgerdialogs Stromnetz in der Oberpfalz, moderierte die Veranstaltung mit dem Titel „Die Transformation des Energiesystems – Wie könnte die Stromversorgung der Zukunft in Bayern aussehen?“.

Ziel dieser Infoveranstaltung war es, Bürger zum Thema Energiewende und Stromnetzausbau zusammenzubringen, um mit Experten diese Bereiche inhaltlich zu vertiefen. Dafür hatten die Verantwortlichen zwei kompetente Referenten ins Boot geholt. Es sprachen Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Mauch von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. und Markus Windisch vom Bayernwerk.

Das Webinar eröffnete Andreas Schelter. Der Mitinitiator des Abends, Erbendorfs Bürgermeister Johannes Reger, freute sich, dass von den rund 30 Teilnehmern gut ein Drittel davon aus Erbendorf zugeschaltet waren. „Wir müssen zum Gelingen der Energiewende die Bürger vor Ort mit einbinden“, betonte er bei seiner Begrüßung. „Mein Wunsch ist es, dass die Bürger aktiv werden.“

Sonne und Wind

Evamaria Lutz vom Bürgerdialog Stromnetz startete einen Impulsvortrag zur energiewirtschaftlichen Ausgangssituation in Bayern. Dabei ging sie auf den Kernenergieausstieg bis 2022 und den Kohleausstieg bis 2038 ein. Sie wies darauf hin, dass der Wegfall der Atom- und Kohlekraftwerke einen Transport von Strom aus norddeutschen Windparks notwendig mache. „Denn ein wesentlicher Teil der gesicherten, grundlastfähigen Stromerzeugung fällt in Bayern durch den Ausstieg aus der Kernenergie weg“, erklärte sie.

Sie wies darauf hin, dass der Anteil erneuerbarer Energien in Bayern in den vergangenen zehn Jahren um rund 5 Prozent auf gut 20 Prozent gestiegen sei. „Bis 2025 wird sich der Anteil am Endenergieverbrauch nicht stark erhöhen.“

Aufgrund dieser Zahlen wurde der Vortrag zum Thema „Kann Bayern sich mit 100 Prozent erneuerbarer Energie versorgen?“ von Wolfgang Mauch spannend. Er sieht den Weg zur Energiewende mit Sonne und Wind. Den Teilnehmern zeigte er in einem Maßnahmekatalog für Haushalte, Industrie und Verkehr auf, wie der Energieverbrauch reduziert werden kann. „Alleine bei den Haushalten könnte der Endenergiebedarf um rund 50 Prozent gesenkt werden.“ Bei Industrie und Verkehr sieht er ein Einsparpotenzial von um die 36 Prozent.

Ein Wort verlor der Professor auch zum CO2-Ausstoß. „Um das 95-Prozent-Ziel bis 2050 zu erreichen und damit knapp unter 2 Grad Celsius zu bleiben, müssen 23 Millionen Tonnen CO2-Emmissionen eingespart werden."

Um eine Null- oder Negativ-Emission in der Energiewirtschaft bis 2050 zu erreichen, nannte er unter anderem Windenergie, Photovoltaik-Freiflächen, Wärmespeicher in der Fernwärme, Elektrolyse, Green-Fuel-Importe und P2H2+Methanisierung. Mauch wies aber darauf hin, dass teilweise die Energieerzeugung der Zukunft kostenintensiv sei.

Großes Potenzial

Er ging auch bezüglich Windenergie und Photovoltaik konkret auf die Situation in Erbendorf ein. So seien bei Photovoltaik derzeit 5,4 Megawatt installiert. „Mit dem Wegfall der Photovoltaikförderung 2014 stagniert der Zubau insgesamt“, schränkte er ein. Es stünden aber genügen Flächen zur Verfügung. Bei der Windenergie konnte er speziell für die Oberpfalz und für das Gemeindegebiet durchaus ein großes Potenzial auch außerhalb von Windeignungsgebieten feststellen. „Doch werden Windenergieanlagen bevorzugt an ertragreichen Standorten realisiert“, ergänzte Mauch. Diese bestünden vor allem im Oberpfälzer Jura und in Oberfranken.

Der Professor ging auch auf die 10H-Regelung ein, die er nicht für sinnvoll hält. Bei einer 4H-Regelung wären 62 Gigawatt Stromerzeugung möglich, bei der 10H-Regelung lediglich 4 Gigawatt. „Die 10H-Regelung senkt das Potenzial erheblich“, sagte Mauch. „Es fehlt auch an Akzeptanz.“

Technologie nutzen

Welche Aufgaben und Herausforderungen die Energiewende für die regionalen Stromnetzbetreiber bringt, darüber referierte Markus Windisch vom Bayernwerk, Kundenbetreuer für Städte und Kommunen in der nördlichen Oberpfalz. Dabei ging er auf die Stromnetzqualität ein und erklärte den Teilnehmern die Preisbestandteile des Stroms. „Denn beim Strompreis liegt die Steuer- und Abgabenbelastungen bei den Haushalten bei rund 52 Prozent.“

Für Erbendorf konnte Windisch bei der regenerativen Stromerzeugung eine Deckung von mehr als 50 Prozent feststellen. Insgesamt 12 Gigawattstunden würden über Solar, Biomasse, Wind und Wasserkraft erzeugt. Dabei ging er auch auf den EnergieMonitor des Bayernwerks ein, bei dem die aktuelle Energieerzeugung und -verbrauch in der Kommune abgerufen werden kann.

Zum Abschluss konnten die Teilnehmer per Chat an einer virtuellen Podiumsdiskussion zum Thema „Wie könnte die Versorgung der Zukunft aussehen?“ Fragen stellen. Dabei standen die Referenten des Abends sowie die Veranstalter Rede und Antwort.

Unter anderem äußerte sich Bürgermeister Johannes Reger, dass aus kommunaler Sicht die Energiewende ein komplexes Thema sei. „Wir müssen die uns heute zur Verfügung stehende Technologie nutzen“, stellte er fest. Skeptisch steht er den Photovoltaik-Freianlagen gegenüber: „Photovoltaikanlagen gehören auf die Dächer.“ Bei der Windenergie halte er die 10H-Regelung für sinnvoll. „Wir brauchen daher den Netzausbau“, sagte Reger.

„Die Bürger können bereits an unterster Ebene mit Photovoltaikanlagen und Wärmespeicher zur Energiewende beitragen“, meinte Reger abschließend. „Aufgabe ist es deshalb, die Bürger zu begeistern, dass sie aktiv werden.“ Denn damit könnten die Stadt und ihre Bürger ihren Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leisten.

Quelle: Onetz

Zurück
Erbendorfs Bürgermeister Johannes Reger